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Grenzen setzen

Der Wind trieb Staub durch die Strassen. Die Hitze lag wie eine Drohung über der Stadt. Issy Storm sass auf der Veranda, ihre Stiefel locker auf dem Geländer. Sie hielt Wache.

Issy spürte es. Die Stille der letzten Monate würde bald durchbrochen werden. Es war sehr ruhig – ein wenig zu ruhig … – und genau da tauchte er auf: der Rassler. Wie immer: laut, frech und mit einer Haltung, als gehöre ihm alles. Dieselbe Arroganz, derselbe Blick wie eh und je.

Er stieg vom Pferd und stellte sich breitbeinig hin. Den Gürtel tief, den Blick fest auf Issy gerichtet: «Na, bist du extra wach geblieben, um mich zu begrüssen?»

Sie sah ihn ruhig an und sagte: «Ich bin hier, um dich an deine Grenzen zu erinnern.» Er lachte spöttisch und posaunte: «Grenzen? Die habe ich in meinem Leben nie beachtet.»

Sie trat einen Schritt näher und konterte: «Dann wird’s Zeit.»

Er wich nicht zurück. Im Gegenteil – er kam noch näher, schob sich dicht an die Veranda und zischte: «Pass auf, Storm. Ich bin nicht hier, um mir deine Vorträge anzuhören. Ich bin zurück – ob’s dir in den Kram passt oder nicht.»

Sie holte tief Luft und antwortete ruhig, aber messerscharf: «Das hier ist nicht deine Bühne. Du hast auf meinem Grundstück nichts verloren.»

Nach ein paar Sekunden Stille explodierte er: «Ich lasse mich nicht von dir vertreiben!»

Sie schwieg und beobachtete ihn mit ihrem berüchtigten feurigen Blick.

Etwas an ihrer Haltung machte den Rassler nervös. Vielleicht, weil er wusste, dass sie ihn nicht fürchtete. Vielleicht, weil sie nicht zurückwich. Da war keine Spur von Unsicherheit.

Sie stand einfach da – aufrecht – und starrte ihn an.

Er schleuderte ihr entgegen: «Ich verspreche dir: Das war nicht mein letzter Besuch!» und drehte sich um.

«Doch», sagte sie bestimmt.

Er hielt einen kurzen Moment inne, stieg dann aber auf und ritt los – schnell – fast wie einer, der flieht.

Issy sah ihm nicht einmal nach, stand nur da und genoss den kühlen Wind, der durch ihre Haare fegte.

EPILOG

Grenzen zu setzen ist wichtig. Du darfst «Stopp» und «Nein» sagen. Ohne Drama, nur klar und deutlich.

Rückgrat hat nichts mit Härte zu tun – sondern mit der Entscheidung, dich nicht klein zu machen, nur damit andere sich gross fühlen können.

Herzlich, deine Issy Storm

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