Manche Nachbarschaften sind still, andere sind lebendig. Doch die dritte Etage im Haus am Witzelweg? Die hatte Legendenstatus. Drei Frauen, Joy, Lore und Thelma, ein Flur – und jede Menge Geschichten.
Alles begann mit einem Apfelkuchen. Thelma nahm das frisch gebackene, verführerisch duftende Stück und machte sich auf den Weg zu Joys Wohnung. Gerade wollte sie den Kuchen überreichen, als sie über den Teppichrand stolperte. Der Kuchen segelte in einer spektakulären Pirouette durch die Luft, landete in Joys Händen, zerbrach – und dekorierte den frisch gefegten Boden. Doch anstatt sich zu ärgern, brachen die beiden in schallendes Gelächter aus.
„Das war Absicht, Thelma, gib’s zu! Du wolltest meine Reflexe testen!“, rief Joy, während sie sich den Bauch vor Lachen hielt.
Der Lärm riss Lore aus ihrem Mittagsschlaf – und als sie den Schauplatz betrat, konnte sie nicht anders, als mitzulachen. Von diesem Tag an war der Flur nicht mehr nur ein Durchgang – er wurde zur lebhaften Bühne eines besonderen Trios.
Joy führte die wöchentlichen „Flur-Weindegustationen“ ein, bei denen sie im Bademantel eine Sommelière mimte. „Dieser Wein hat ein leichtes Aroma … fruchtig, doch der Abgang erinnert mich irgendwie an meinen letzten AHV-Check“, verkündete sie mit ernster Miene.
Lore sorgte für musikalische Einlagen – mal mit ihrem alten Akkordeon, mal, indem sie die Türklingeln der anderen beiden als persönliche Takteinlage nutzte. Kein Tag verging, ohne dass Joy oder Thelma seufzend ihre Tür öffneten – nur um Lore mit einem breiten Grinsen davorstehend zu entdecken. Und Thelma? Die Erfinderin der Gruppe. Ihr neuester Streich: „Flur-Rallye in Nylonstrümpfen“.
Doch das „Komitee“ war mehr als bloss eine Spass-Truppe. Wenn dunkle Laune oder Traurigkeit anklopften, standen die anderen beiden vor der Tür – und blieben, bis Lachen die Wohnung flutete.
„Unser Flur ist kein Ort für Trübsalblasen“, sagte Lore einmal. „Und wenn doch, dann blasen wir das Trübsal mit meinem Akkordeon oder unserem Humor in die Flucht.“
Die Nachbarn warfen oft neugierige Blicke auf das Geschehen. „Was habt ihr, was wir nicht haben?“, fragte mal jemand aus dem Parterre.
Joy zuckte mit den Schultern. „Drei Freundinnen mit scharfem Verstand, einer gehörigen Portion Humor – und einen Flur, der uns gehört. Mehr braucht keiner!“
Die drei Flur-Legenden schufen einen Ort, an dem der Alltag nie langweilig wurde und jeder Kummer in schallendem Gelächter unterging.
EPILOG
Wahre Freundschaft ist wie ein Flur, der nie leer steht. Sie fängt dich auf, wenn du stolperst. Sie bringt dich zum Lachen, wenn du traurig bist. Und sie bleibt – selbst wenn alle anderen Türen sich schliessen.
Manche suchen das grosse Glück. Andere wissen, dass es in einem geteilten Lachen, einem gemeinsamen Essen und echten Freundschaften liegt.
Ich wünsche dir inspirierende Menschen und gute Freunde an deiner Seite – und immer mal wieder ein Lächeln auf den Lippen.
Herzlich, deine Issy Storm