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Der Spiegel des Zerbruchs

In der staubigen Einöde von Bitter Springs, einer Stadt am Rande des Vergessens irgendwo im Herzen des Wilden Westens, lebte ein Mann namens Snake McFake. Einzig sein Name hielt, was er versprach: aalglatte Hände, die ehrliche Arbeit mieden, und eine gespaltene Zunge, die Menschen mit gekonnten Worten in seinem selbst inszenierten Drama tanzen liess. Hinter dieser Fassade verbarg sich eine Seele voller Rost und Schatten. Täuschung war sein Spezialgebiet. Die giftigen Lügen, verpackt in charmante Worte, machten ihn zu einem Mann, den niemand wirklich mochte. Snake war mit Empathielosigkeit und Selbstüberschätzung so sehr gesegnet, dass er nie auch nur im Traum daran dachte, jemand könnte ihn nicht respektieren oder gar hinter seine Maskerade blicken.

Die Bewohner von Bitter Springs litten schon seit Jahren unter Snakes manipulativen Machenschaften. Doch keiner fand den Mut, ihm die Stirn zu bieten. Angstvoll beugten sie sich seinem Willen, wodurch McFake seinen Einflussbereich ungehindert immer weiter ausdehnen konnte. Viel zu lange blieb er unangetastet – bis Issy Storm von dieser Geschichte Wind bekam. Sie war eine Kämpferin für Wahrheit und Gerechtigkeit, bekannt für ihren unerschütterlichen Mut.

Als Issy in Bitter Springs angeritten kam, brachte sie die Trägheit der Strasse ins Wanken. Sie war ein Wirbelwind in Menschengestalt, eine Abenteurerin durch und durch. Ihre Augen funkelten wie Feuer, und ihre Wortwahl war stets sehr direkt und treffend.

Snake beobachtete sie aus einer dunklen Ecke des Saloons. Sie nahm ihren abgetragenen Hut ab, strich sich den Staub aus den Haaren und bestellte einen Whisky. Etwas an ihr liess Snake aufmerken. Sie war anders – die Art von Frau, die imstande war, Wölfe zu zähmen.

„Neu in der Stadt?“, fragte Snake mit einem schiefen Grinsen, während er sich neben ihr niederliess.

Issy drehte den Kopf langsam in seine Richtung, ihre Augen verengten sich: „Wer stellt diese schlaue und völlig überflüssige Frage?“

Er lehnte sich lässig zurück und erwiderte: „Nur ein gelangweilter Mann mit einer Schwäche für spannende Geschichten. Und du erweckst in mir den Eindruck, als hättest du einige zu erzählen.“

Issy musterte ihn mit scharfem Blick und konterte: „Geschichten erzähle ich normalerweise nur Menschen, die zumindest ein wenig Würde und Aufrichtigkeit ausstrahlen. Davon fehlt bei dir jedoch jede Spur!“

Snake lachte herablassend gähnte demonstrativ und sagte: „Nun, Aufrichtigkeit ist eine furchtbar langweilige und uninteressante Tugend…“

Snake versuchte Issy um den Finger zu wickeln. Er erzählte von einer schmerzhaften Vergangenheit, den Kämpfen, die er nur knapp überlebt hatte, und von Fehlern anderer, die ihn zu dem Mann gemacht hätten, der er heute war. Issy blieb instinktiv wachsam in seiner Gegenwart.

Am Abend schlich sie in den Hinterraum des Saloons. Sie hatte Gerüchte über einen ungewöhnlichen Spiegel gehört. Sie entdeckte Snake direkt vor diesem Spiegel, dessen Oberfläche von Rissen durchzogen war. Snake sprach mit sich selbst, seine Stimme liess die Luft gefrieren: „Das Leben ist ein Schachbrett und die Menschen meine Spielfiguren. Ich bin der Einzige, der die Regeln kennt. Ich allein bestimme, was geschehen soll! Diese dummen, gutgläubigen Narren da draussen… – niemand blickt auch nur ansatzweise durch!“

Issy hielt den Atem an. Die Risse im Spiegel schienen lebendig zu werden. Sie kriechten und pulsierten, als könnte das Glas selbst den Anblick von Snake McFake kaum ertragen. Es schien, als versuchte der Spiegel, ihn zu entlarven – die Fassade aus Lügen und falschem Selbstbild niederzureissen. Snake stand da, gebannt von den Bewegungen des Spiegels, doch diese rissige Reflektion seines wirklichen Ichs jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Da war kein Gesicht der Würde oder Attraktivität zu entdecken – nur das düstere Abbild seines tatsächlichen Wesens, das selbst das Glas zu sprengen drohte.

Nach einer schlaflosen Nacht beschloss Issy, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Schon am frühen Morgen wartete sie mit ihrer Kanone auf der Hauptstrasse von Bitter Springs. Die Stadtbewohner versammelten sich, angelockt von der Aussicht auf ein Spektakel, das den Alltag durchbrach. Ein Raunen ging durch die Menge, als Snake die Bildfläche betrat, sein Revolver tief an der Hüfte, sein schiefes, falsches Grinsen klebte in seinem Gesicht.

„Snake McFake“, rief Issy laut, ihre Stimme klar und provozierend wie ein Glockenschlag. „Du bist ein Mann, der das Vertrauen anderer missbraucht wie billiges Parfum und Menschen behandelst als wären  sie dein Eigentum. Heute endet dein Lügentheater.“

Snake lachte höhnisch und polterte: „Issy Storm. Grosse Worte für eine kleine freche und sehr unbedeutende Frau.“ Seine Hand glitt langsam zu seinem Revolver, während er herablassend weitersprach: „Ich bin gespannt darauf, ob deine Schiesskunst so gut trainiert ist wie deine scharfe Zunge.“

Noch bevor er ziehen konnte, sass Issys Colt in ihrer ruhigen Hand. Sie entgegnete ihm: „Snake, die Wahrheit siegt am Ende immer über Lügen. Und ich bin schneller, als du denken kannst.“ Ihr Zeigefinger berührte leicht den Abzug ihres Colts – doch augenblicklich hielt sie inne und liess die Waffe langsam sinken. Die Menge verstummte.

Issy trat einen Schritt vor, ihre Worte messerscharf: „Du bist nicht eine einzige Kugel, geschweige denn noch weiteren Ärger wert, McFake. Dein Leben ist ein schlechter Witz – und dein ärgster Feind bist du. Jeder Riss in diesem Spiegel ist ein Zeuge deiner Täuscherei.“

Snake stand da, sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Wut und aufkeimender Unsicherheit. Issy drehte sich auf dem Absatz um, schwang sich auf ihr Pferd und ritt ohne ein weiteres Wort einem neuen Tag entgegen.

Snake McFake blieb zurück, allein mit diesem Spiegel. Doch Snakes schiefes Grinsen, seine erdrückende Manipuliererei – all das verlor abrupt die Macht, als die Wahrheit über sein Verhalten endlich ausgesprochen war. Issy Storm blickte nicht zurück. Sie wusste, dass Freiheit und wahre Freude nicht von anderen Menschen abhängig waren.

Und so verstrich ein weiterer Tag in Bitter Springs. Am nächsten Morgen war Snake McFake spurlos verschwunden. Zum ersten Mal seit Langem atmeten die Menschen erleichtert auf und fühlten sich befreit. Niemand vermisste Snake oder sprach seinen Namen je wieder laut aus. Der Spiegel blieb zurück, ein stummer Zeuge des Zerfalls. Mit seinen klaffenden Rissen war er mehr als nur ein eingerahmtes kaputtes Stück Glas – ein anschauliches Symbol, das eindringlich an die Auswirkungen von Unaufrichtigkeit, Arroganz und Unachtsamkeit erinnerte.

EPILOG

Manchmal begegnen wir Menschen wie Snake McFake. Menschen, die mit heuchlerischen Worten täuschen, die sich selbst für klüger halten als alle anderen, die glauben, dass niemand ihre Spielchen durchschaut.

Doch die Wahrheit? Die Wahrheit siegt schlussendlich immer.

Lass dich nie in ein Netz aus Manipulation und Lügen ziehen. Erkenne, wenn jemand nur mit dir spielt. Dreh dich um, und distanziere dich – soweit du kannst!

Ich wünsche dir viel Kraft und Weisheit.

Herzlich, deine Issy Storm

Die dunkle Triade: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie